Eulogy - German version

Created by Toby 8 years ago
Nicola – unsere Tochter, MichaelsSchwester, unsere Enkelin, unsere Nichte, unsere Cousine, unsere Schülerin,unsere Freundin – hatte ein erfülltes, facettenreiches Leben.

Nicola berührte so viele, viele Menschen in ihren dreiundzwanzig Jahren. Die Zeit kommt einem so kurz vor. Es ist auch nur eine kurze Zeitspanne, gemessen an der Lebensdauer anderer Menschen, aber das hat ihren Einfluss auf die Welt weder eingeschränkt, noch verringert. Nicolas Gegenwart wirkte wie ein helles Licht in ihrem Zuhause und in ihrer Gemeinde, und erstrahlte selbst an weit entfernten Orten. Sehen wir uns doch nur einmal heute in dieser Kirche um. Ihr Leben, ihre einzigartigen
Gaben, ihre wortlose Liebe, sind die Dinge, die uns heute alle hierher gebracht
haben. Hätte es Nicola nicht gegeben, dann hätten wir alle, die wir hier sind, wohl niemals auf diese Art und Weise zusammengefunden. Es sind heute Leute hier, die einander ohne Nicola niemals begegnet wären.

Nicolas Netzwerk aus liebenden Freunden und ihrer Familie erstreckte sich über Europa und darüber hinaus. Nicola knüpfte enge Bande der Freundschaft mit fünfundzwanzig jungen Frauen aus Spanien, Finnland, Deutschland, Ungarn, Rumänien, Polen und Großbritannien, die mithalfen, sich um sie zu kümmern und sie in ihrem Leben zu unterstützen. Viele von euch sind heute hier, und ich denke, ihr werdet mir alle zustimmen, dass es eine einschneidende, positive Erfahrung war, die euch Neues gelehrt hat, die eure Karrieren und Beziehungen beeinflusst hat, und die euch als Personen verändert hat.

Nicola entwickelte eine besondere Beziehung zu Jo und Sam, Zwillingsschwestern, deren Engagement für Nicola ihnen die Kraft gab, einige ihrer eigenen Herausforderungen zu meistern. In dieser einzigartigen Freundschaft gab es keinen Platz für gegenseitiges Verurteilen, sondern nur für bedingungslose Akzeptanz. Jo und Sam machten regelmäßig beim Ostereiersuchen mit und teilten das Vergnügen an dieser simplen Erfahrung.

Unser eigenes Flexford-Projekt ist aus einem Wunsch heraus entstanden, Nicola ein großes, unterstützendes Zuhause zur Verfügung zu stellen, wo sie umgeben von ihrer Familie aufwachsen konnte, und wo es genug Raum gab, dass auch Pflegekräfte mit im Haus leben konnten. Daraus sind auch andere Vorzüge entstanden. Zum Beispiel wurde dadurch die Unterstützung älterer Familienmitglieder möglich, und es ließ sich ein tiefes
Verständnis des jeweils anderen gewinnen, so wie in vergangenen Zeiten, als es
für Großfamilien noch üblich war, unter einem Dach zu wohnen.

Abgesehen von ihrem Zuhause machte die Portesbery-Schule bis zu ihrem neunzehnten Lebensjahr den größten Teil ihres Lebens aus. Durch Nicola lernten wir ein talentiertes Team von Lehrern und anderen Fachleuten kennen, die uns halfen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Zu einem Teil war das Nicolas Welt, wo sie ein Leben abseits ihrer Familie erfahren konnte. Wir blieben durch das tägliche Unterrichtstagebuch, die Elternabende und die Schulveranstaltungen auf dem Laufenden. Wir fühlten uns als ein Teil der Portesbery-Gemeinde.

Portesbery hat die Latte sehr hoch gelegt, aber im Harbour in Milford wurde Nicola ebenso herzlich willkommen geheißen und fand neue Freunde. Sie genoss auch größere Unabhängigkeit, dadurch, dass sie ein eigenes Auto haben konnte und eine persönliche Assistentin bekam, die sie darin fuhr, und ihr half Zutritt zur Welt zu erlangen.

Im Wasser zu sein war eines ihrer größten Vergnügen. Im Badezimmer quietschte sie aus purer Glückseligkeit heraus, und ihre Freude daran erfüllte das ganze Haus. Der Swimmingpool stand im Mittelpunkt ihrer jährlichen Aufenthalte in Frankreich, Spanien oder Portugal. Einen Pool am Haus zu haben ermöglichte es Nicola, mehrmals am Tag
schwimmen zu gehen, und die Leute, die sie dabei unterstützten, hatten Anteil an ihrer offensichtlichen Freude. Es gab immer jemanden, der vom Beckenrand aus ein wachsames Auge hatte, um sicherzustellen, dass es kein Unglück gab, aber wie sich herausstellte, war es Grandad, der aus dem Pool gerettet werden musste.

Bei einer Gelegenheit in Portugal trieb uns der Wunsch, Nicola glücklich zu sehen, an die atlantische Küste, wo wir gemeinsam mit einem Team von fünf Helfern durch die Wellen wateten, die sich am Strand brachen. Zusammen tauchten wir Nicola in die eisigen Fluten. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war einer, mit dem wir wohl alle vertraut sind: eine Mischung aus Schock und Entsetzen angesichts der Kälte, die jedoch bald von glückseligem Entzücken abgelöst wurde, als sie den Auftrieb spürte, der sie von
den Zwängen ihres Rollstuhls befreite. Nicolas und unser Vergnügen war kurzlebig. Ein Rettungsschwimmer kam und schalt uns gründlich aus, wie wir nur so unverantwortlich sein konnten, und wir zogen uns in die Wärme und Sicherheit des Strandes zurück.

Außerhalb des Wassers liebte sie wohl am meisten das Gefühl, mit ihrem Rollstuhl oder dem Gelände-Buggy über holprigen Untergrund zu fahren. Regelmäßig besuchte Nicola die Guildford HighStreet, deren Kopfsteinpflaster eine Quelle der Glückseligkeit darstellte, ebenso wie die vielen Straßenmusikanten, allen voran diejenigen, die Klarinette oder Saxophon spielten. Wie immer teilte sie ihre Freude an diesen simplen
Erfahrungen mit anderen, und man konnte es an den Reaktionen der Leute ablesen,
dass sie den Menschen um sie herum – den Musikanten, den Marktverkäufern und
den Passanten – ihren Tag ein kleines bisschen erhellen hatte können.

Uns als ihre Eltern lehrte Nicola Geduld, Durchhaltevermögen und Kraft. Sie zeigte uns den Wert eines jeden menschlichen Lebens, und worauf es im Leben wirklich ankommt. In einer Welt, in der Mode, Trends, Besitz und technische Spielereien den Ton angeben, wenn es darum geht, jemandes Wert oder Nutzen zu definieren, bot Nicola auf leise,
unauffällige Art eine neue Perspektive. In der Gegenwart all ihrer Einfachheit
und Schönheit lernten wir, dass es auf all diese Dinge überhaupt nicht ankommt.
Worauf es ankommt, sind unsere zwischenmenschlichen Verbindungen. Worauf es
ankommt, ist die Pflege unserer engsten, liebevollsten Beziehungen. Worauf es
ankommt, ist es, jeden Tag aufs Neue zusammen menschlich zu sein. Das ist es,
was Nicola uns gelehrt hat.

Und Nicola hat uns verändert. Ihr Einfluss auf uns wird für immer sein. Für diejenigen, die sie gut kannten, aber nicht so viel Zeit mit ihr hatten wie ihre engsten Freunde und Familie, sind die Veränderungen, die sie bewirkt hat, vermutlich subtiler, nichtsdestotrotz
auf ihre eigene Weise voller Kraft. Sie ist da, in uns allen. Vielleicht werdet ihr eines Tages eine junge Frau in einem Rollstuhl sehen, einem lila Rollstuhl, von einer liebenden Mutter geschoben, und Nicolas Bild wird vor eurem inneren Auge auftauchen und die Erinnerung an sie wird euer Herz erwärmen. Oder vielleicht werdet ihr den Namen 'Nicola' hören, und hundert Erinnerungen werden über euch hereinbrechen.

Was Michael und ihre Cousins und Cousinen betrifft, die mit ihr aufgewachsen sind, so hat Nicola ihre Leben weniger verändert als von Anfang an geprägt. Sie ist ein Teil dessen, was sie ausmacht, ein Ausdruck der wundervollen Diversität der menschlichen Spezies, der ihnen vollkommen vertraut ist.

Was Christina und Toby, und all die anderen, die Nicola am nächsten standen, betrifft, so kann man wohl mit Sicherheit behaupten, dass wir nicht mehr die Menschen sind, die wir waren, bevor sie geboren wurde. Wir haben uns auf eine Art verändert, die wir uns
niemals hätten vorstellen können. Wir sind gewachsen. Ihre Liebe für uns, und
unsere Liebe für sie, hat uns über uns hinauswachsen lassen.

Sie hat uns grundlegend verändert, zum Besseren. Das ist nicht bloß eine Frage der Erinnerung, wenn wir uns auch stets an sie erinnern werden. Es ist etwas, das wie unsere Herzen tief in uns schlägt und unser Leben beeinflusst.

Und es sind diese Veränderungen, die sie in uns und in der Welt um sie herum bewirkt hat, diese Liebe, die sie


inspiriert und aufgenommen hat, worin sie weiterlebt. Sie lebt in mir. Sie lebt
in euch. Sie lebt in uns allen.